Montag, 10. Juli 2023

Kapan, Mehgri

Am nächsten Morgen ging es runter nach Kapan. Eine überraschend gute Strecke, im Vergleich zum Vortrag, mit nur wenigen Kehren und in recht gutem Zustand. Mit Absprache per Headset waren diese schnell erledigt.

Kapan ist wie immer, auf den ersten Blick abschreckend, in der Ortsmitte dann aber doch wieder ganz nett. Nur fallen die vielen Soldaten in der Stadt auf, die nicht wirklich beruhigend wirken.


Wir hatten nichts gebucht, nur bei Booking.com und Google Maps nach Hotels geschaut. Bei den ersten beiden Hotels versuchte Arnim direkt ein Zimmer zu bekommen. Fehlanzeige. Angeblich alles belegt. 🤔 Sonderbar. Große Hotels, leere Parkplätze, aber keine Zimmer? Wer's glaubt…

Beim dritten Hotel, das laut Booking auch freie Zimmer hatte, bin ich rein. Und hab auch ein Doppelzimmer, besser gesagt eine Suite, bekommen. 😁

Aber ernsthaft - liegt's an den Motorradklamotten? Oder daran, dass wir offensichtliche Ausländer sind? 🙄

Nach Bezug des Zimmers wurde die Stadt erkundet, ein Eis gefuttert - und Arnim begab sich in die Hände eines Barbers. Der hatte viel Spaß 🤣

Gegen Abend gab es in der Stadt noch Pizza bzw. Burger - es war wieder so weit. "Musste sein!" Wobei der Burger eher unter Frikadelle im Brötchen lief. Egal. Machte satt.

Von Kapan führt der sogenannte "Yerewan-Meghri-Highway" weiter gen Süden. Gut ausgebaut, überraschend wenig Verkehr, stabile Kehren und auf über 2500m geht es über den Meghri Pass. 

Uns ist schon in Kapan aufgefallen, dass die Autofahrer weniger aggressiv fahren als im Norden Armeniens. Ab dem Meghri Pass wurde auch nett - vor allem von iranischen LKW Fahrern - gegrüßt. Und: die Menschen können auch einfach Mal lächeln. Bisher haben sich die Armenier eher distanziert gezeigt. Das war von Georgien nach Armenien schon ein "Kulturschock" für uns.

In Meghri wurden wir an der Unterkunft schon lächelnd empfangen und konnten unser Zimmer beziehen. Meghri selbst hat nicht viel zu bieten, aber wir fanden doch immerhin noch ein Abendessen und konnten unsere Wasservorräte auffüllen.


Morgen geht es weiter in den Iran. Da wir dann erstmal SIM Karten besorgen müssen, kann es sein, es dauert etwas bis zu unserem nächsten Beitrag. 😊

Gorgis, Tatev

Raus aus dem Hotel und.. rein in die nächste Baustelle. Wieder mal 2 km aufgerissene Straße. Danach fanden wir zum Glück wieder Asphalt, denn auf 50 km durch die Berge auf losem Untergrund hätte ich keine Lust gehabt. 

Die Straße gen Süden windet sich auf bis zu 2400 Höhenmeter (wobei der Sevan Lake selbst auch schon auf 1900 liegt), war zum Glück wenig gefahren und der Zustand ist ganz OK. Und vor allem schöne Aussichten.




Bei Getap landeten wir dann auf der M2, die durchgeht bis Gorgis, der letzten Stadt vor Bergkarabach. 




Das Hotel gab es wieder ohne Vorab-Reservierung spontan am Straßenrand, und die Stadt entpuppte sich als netter, als sie auf den ersten Blick den Anschein machte. Man musste ein bisschen suchen.





Am nächsten Morgen ging es wieder etwas zurück, da Gorgis durch den Bergkarabach-Konflikt leider eine Sackgasse ist und deswegen die gut ausgebaute M2 nicht befahrbar ist. Der komplette Verkehr in den Süden des Landes und Richtung Iran wälzt sich stattdessen über die schmale Straße nach Tatev und dann weiter nach Kapan. 

Für solchen Schwerlastverkehr nicht ausgelegt, haben vor allem die Kehren extrem gelitten und bestehen nur noch aus Sand und Dreck. Genau das, was ich "liebe" 🫣

Nach der Tortur beschlossen wir dann auch, in Tatev zu bleiben und zu übernachten. Es fand sich ein Guesthouse, wo wir unser Zelt im Garten aufstellen, duschen (wenn auch kalt) und die Küche benutzen konnten.

Am Nachmittag besichtigen wir noch das Kloster Tatew, das bis auf das 4. Jahrhundert zurück geht.


Aus Richtung Goris kommend kann man das Kloster auch ganz modern mit der "Wings of Tatev" Seilbahn besuchen.



Donnerstag, 6. Juli 2023

Sevan Lake

Nach dem eher abschreckenden Erlebnis der ersten Nacht in Armenien war schnell klar: Mehr Sorgfalt bei der Auswahl der Unterkunft! Mehr lesen, ggf zusätzlich auf Google recherchieren. Warum die erste Wohnung eine Bewertung von 9,3 hatte, ist uns schleierhaft.

Wir rollten von der Bergstadt, inkl einer Stunde Wartezeit an der Baustelle, wieder runter ins Tal. Nach wenigen Kilometern standen wir an der nächsten Sperrung und mussten uns anschließend wieder in bestem Offroad Style durch mehrere 100 Meter Baustelle arbeiten. Nein - bisher konnte ich Armenien noch nichts abgewinnen!

Das nächste Zwischenziel war Sevan am gleichnamigen See. Wobei man leider nicht von der Stadt mal eben runter kommt. So wurde es auf den nächsten Morgen vertagt.

Die nächste Unterkunft war sowohl von außen als auch von innen um Welten besser. Ja! Wissen wir! Es werden noch ganz andere Unterkünfte auf unserer weiteren Reise kommen! 😝

Wir standen erstmal etwas ratlos vor den Hotel (stand oben dran), weil der Eingang in eine Zahnklinik ging. 🤔 Während wir desorientiert den Eingang suchten, kam eine Arzthelferin heraus. Ich fragte nach "Hotel?" - "Да. Да!" - Sie holte den Zahnarzt, der dann wiederum einen Assistenten schicke, der uns unser Zimmer zeigte 🤣 Das Hotel war tatsächlich über der Klinik und der Zahnarzt gleichzeitig Hotelier. Na ja deutsche Zahnärzte haben das nicht nötig, 😉

Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, besorgten wir erstmal die obligatorische SIM Karte. Macht das Leben leichter, weil man nicht immer auf WLAN angewiesen ist. Vor allem wenn man Unterkünfte unterwegs suchen möchte.

Die Stadt Sevan versöhnte uns wieder etwas mit Armenien. Auch wenn dort die Hauptstraße ebenfalls eine riesige Baustelle war. Aber es gab Geschäfte, einen Werkzeugladen (um den fehlenden 22er Gabelschlüssel zu ergänzen, für umgerechnet 2,50€), ich bekam beim Bäcker ein Brötchen geschenkt - und wir fanden letztendlich sogar noch ein Restaurant mit Biergarten.

Tzhvzhik - ein armenischen Gericht aus (Rinder) Leber.

Für Arnim gab es Beef-Kebap.

Nach einer angenehmen Nacht fuhren wir 10 km wieder zurück gen Norden und besichtigen die Sewanawank Kirche auf der Sevan Penisula. Obligatorisch wurden natürlich wieder zwei Kerzen angezündet.

Anschließend folgten wir, ohne festes Tagesziel, der Uferstraße des Sees, bis nach Martuni am Südufer. Spontan am Straßenrand stehend ein Zimmer auf Booking gesucht, und ohne zu buchen hingefahren (700m). Man lernt ja dazu. Und siehe da: Hauptgewinn. 😊 So gefällt uns das!

Ganz lustig übrigens, wenn man den armenischen Gastgeber fragt: "English?" Und als Antwort bekommt: "Parlez-vous français?" 😅 Äääähhh...

Nach Englisch und rudimentärem Russisch muss man da erstmal umschalten...

Auch der Ort, Martuni, ist zu Fuß besichtigt netter als es auf den ersten Blick beim Durchfahren erschien. 

Heute gibt es nun wieder Vesper - diesmal gemütlich in Garten sitzend. 



Dienstag, 4. Juli 2023

Armenien

Den nächsten Tag begannen wir erstmal mit einem Besuch in der Apotheke, wo ich der Dame dort erklärte:

მაქვს ოსტეოართრიტი და მჭირდება ტკივილგამაყუჩებლები.

Sie suchte mir dann zwei Medikamente raus, die ich 2-3 mal am Tag nehmen kann. "After Food". Das eine ist Ibu. Das andere? Keine Ahnung. 🤣 Immer rein damit.


Leider hatten wir keine Lari mehr, und der Kartenleser verweigerte die Mitarbeit. Es folgte bei mittlerweile 35 Grad die Suche nach einem Geldautomaten, um 20 Lari (7,05 €) abzuheben. Die Medis schlugen mit 13 Lari zu Buche. 🙄

Danach ging es endlich auf die Piste und zur Grenze. Ein Polizist winkte uns am Grenzübergang seitlich raus. Wo wir denn her kämen. Georgien. 🤪 Achso. Ne. Alemannia. Germany. Und wo wir hin wollen? Armenien. Dann seien wir aber am der falschen Grenze.😅 Hier sei Aserbaidschan. Kann ja mal passieren. 🤣 Das Navi meinte wohl über Aserbaidschan sei der kürzeste Weg.

Während ich schon unter meinen Helm einen Lachflash bekam, erklärte der Polizist Arnim - in Deutsch - wie wir den nun nach Armenien kommen. Die letzten 7 Lari wurden noch in drei Fanta investiert, dann fuhren wir 40 km weiter bis Armenien.

Dqer Grenzübertritt zog sich, und am Schluss brauchten wir gut anderthalb  Stunden, bis wir endlich auf armenischen Straßen fahren durften.

Der "Knüller" war noch, das Arnim genötigt wurde, den Türkei-Aufkleber vom Koffer zu entfernen 🤬 Mit mir diskutierten die Zöllner zwar auch rum, ich stellte mich dann aber doof, stieg auf und fuhr weiter. 🤪 Aktuell habe ich ihn mit einem unserer eigenen Aufkleber abgedeckt. Bevor es doch noch Ärger gibt. 🤔

Dann ging es an die Suche unserer vorgebuchten Unterkunft. Zuerst wollte unser Navi mit uns irgendeine unbefestigte Piste durchhoppeln. Abgelehnt. Wir blieben weiter auf der Hauptstraße. Das ging auch soweit bis ca. 10km vor dem Ziel. Dann mussten wir doch noch durch eine Baustelle, eine steile Hoppelstecke hoch, standen eine Stunde an einer Baustelle (Vollsperrung nach Bergrutsch).



Hoppelten innerorts durch Schotter, Schlamm, Sand und aufgerissene Straßen - und fanden unsere Unterkunft erstmal nicht. 


Letztendlich half uns ein Taxifahrer, der uns mehrfach kreuz und quer durch die Gegend irren sah. Er rief für uns bei der Vermieterin an und führte uns dann die letzten paar hundert Meter bis vor die Haustüre. Спасибо

OK.. DAS hatten wir nun eben wirklich nicht erwartet. 🫣

Ja. Das ist wirklich unsere Bleibe für heute Nacht. 🫣

Innen ist es sehr rustikal, um es freundlich zu sagen, aber sauber. Für eine Nacht muss das gehen. Besser als wieder den Berg runterzuhoppeln. 



Nach einem kleinen Rundgang durch den Ort und Einkauf fürs Abendessen, war der Tag dann auch gelaufen. Lang, heiß und anstrengend.