Donnerstag, 29. Juni 2023

Tbilis (Tiflis)

Von Kutaissi aus war das nächste geplante Zwischenziel eigentlich Mzcheta. Da es morgens, nach heftigen Unwettern in der Nacht noch immer regnete, entschlossen wir uns, die Autobahn zu nehmen. Soweit es eben Autobahn gab. Über lange Abschnitte ging die Straße durch die Berge parallel zur Baustelle der neuen AB.

Viel "Freude" machten uns wie immer die einheimischen Autofahrer, die immer überholen müssen. Egal, ob man nach vorne etwas sieht, ob eine Kurve oder Kuppe kommt, oder sichtbar Gegenverkehr. Immer vorbei!
Das kann einem das Fahren in Georgien schon verleiden, weil man permanent rundum darauf achten muss, nicht abgeräumt zu werden, von vorne, hinten, rechts oder links.

Während wir eigentlich zum Zwischenziel Mzcheta fuhren, unterhielten wir uns per Funk - und änderten unterwegs das Tagesziel auf „Tbilis" 😊 Kurz am Straßenrand angehalten, eine Unterkunft für zwei Tage gebucht - und dann rein in das Verkehrschaos der Hauptstadt Georgiens.

Unsere private Unterkunft direkt in der Altstadt fanden wir auf Anhieb und unsere Gastgeberin erwartete uns schon. 
Wir parken die Motorräder direkt im Innenhof, bekamen von der Tochter des Hauses eine private Führung durch das über 100 Jahre alte Stadthaus, ehe wir uns auf den kurzen Fußweg ins Zentrum machten.

Am nächsten Tag ging es zu Fuß zum Liberty Place, wo wir uns zwei Tickets für den Hop-On-Hop-Off-Bus holten. Wir fuhren etwa die halbe Tour mit, hoppten off, und liefen erstmal ein Stück, eher wir am Europa Place wieder reinhüpften und weiterfuhren.

Nach einer weiteren halben Runde 😅 entschieden wir uns, den restlichen Rückweg doch wieder zu Fuß anzutreten. 
Nach einem kurzen Besuch in der Liberty Mall liefen wir auf dem Weg zurück zur Unterkunft unserer Gastgeberin in die Arme, die uns für den Abend noch zu einer Flasche eigenen Hauswein auf dem Balkon einlud, wo wir den Abend mit interessanten Gesprächen ausklingen ließen. 

Thank you very much too mother& daughter for the lovely invitation, the wine and the interesting conversation.  It was nice to be your guest.

Am nächsten Morgen schmissen wir uns wieder in das Verkehrschaos der Stadt und kämpften uns durch bis Mzcheta, wo wir den zuvor verschobenen Besuch der Swetizchoweli-Kathedrale nachholten.
Es wurden noch die obligatorischen Kerzen gespendet. Sicher ist sicher.

Montag, 26. Juni 2023

Kutaissi

Nachdem wir wieder unten waren in der Ebene, hatten wir noch etwas Diskussionsbedarf mit unserem Navis. Was Bitteschön ist an "unbefestigte Straßen vermeiden" den so schwer zu verstehen?

Letztendlich mit Karte und Zwischenzeiten schafften wir es, Kutaissi zu erreichen.

Kurzer Zwischenstopp am Ortsrand, Unterkunft gebucht, angefahren (etwas abenteuerlich...), geparkt, Zimmer bezogen, stadtfein gemacht und in die City gegangen. Erstaunlich nette Stadt, was man ihr auf den ersten Blick gar nicht ansieht.

Nach dem Abendessen und etwas schlendern fiel unser Blick zuerst auf ein Riesenrad - oben auf einem Berg oberhalb der Stadt. Wie kommt man da noch?

Wir suchten nach einem Fußweg und fanden.. Eine Seilbahn. 😁 Der deutsche TÜV dürfte sowohl an der Seilbahn als auch am Riesenrad seine "Freude" haben. 🤣
Der Vergnügungspark oberhalb der Stadt ist insgesamt schon ziemlich in die Jahre gekommen.

Mestia

Von Zugdidi aus führte uns der weitere Weg nach Mestia, einer Kleinstadt auf 1500m. 

Bevor wir uns an den eigentlichen Aufstieg machten, hielten wir am Enguri Damm an - und trafen doch tatsächlich mal auf einen anderen Reisenden aus Deutschland. 👍
Das besondere an Mestia: es liegt ansich in einer Sackgasse, und man fährt 100km stetig bergauf. Anfangs ist die Straße noch ganz OK, nach etwa der Hälfte wechselt der Belag zu Betonplatten, die unter dem Frost nach und nach zerkrümelt sind. Absätze, Schlaglöcher, Abbrüche, und teilweise herausstehende Armierungseisen sind die Folge. Schafft man die erste Hälfte noch in einer Stunde, gehen für die restlichen 50 km nochmal zwei Stunden drauf.

Die Straße nach Mestia hat vielfach solche "Qualität" (Bild aus der Stadt am nächsten Tag, als Beispiel). Klar - ist fahrbar. Aber macht auf Dauer eben keinen Spaß. 😉
Man kann sich gar nicht vorstellen, das dort neben den rund 2000 Einwohnern auch im Sommer wie Winter etliche Touristen aus aller Welt zu Besuch sind.

Es gibt zwar auch einen kleinen Flugplatz, aber die Flugzeuge, die dort täglich landen, haben nur 17 Sitzplätze. Die meisten Besucher kommen per Bus, den sogenannten Marshrutkas nach Mestia.

Eigentlich hatten wir anfangs nur eine Übernachtung geplant, mit jedem weiteren Kilometer schließlich wurden wir uns sicherer, dass wir mindestens eine weitere Nacht bleiben. Das musste sich auch gelohnt haben! 
Wer mit dem Enduro-Motorrad in Mestia ist, für den ist es normalerweise selbstverständlich, weitere 50 km unbefestigte Straße bis nach Ushguli zu fahren. Aber wir hatten ehrlich gesagt die Schnauze voll! 🤣 Hinter Ushguli gibt es einen unbefestigten Pass, der aber infolge der Regenfälle der letzten Tage eine einzige Schlammpiste und unpassierbar war.

Mit dem Bus nach Ushguli? Für die Schüttelstrecke muss man ca. 1,5 Stunden je Richtung rechnen. Um dann ein paar Stunden durch das kleine Bergdorf zu schlendern.

Wir entschieden uns, den Tag anders zu nutzen und fuhren mit der Hatsvali-Seilbahn (erst Sessellift, dann Kabine)  auf rund 2500 Meter, und machten dort eine Wanderung. 
Wieder unten im Tal war Zeit für einen Besuch des Ethnographischen Museums und einem Bummel durch die Stadt.
Heute machten wir uns dann wieder an die Abfahrt. 100 km und drei Stunden, ohne Ortsdurchfahrten. Bei bestem "Kaiserwetter", wie unser Gastgeber, der ein gutes Deutsch sprach und uns noch eine Flasche selbstgemachten  Rotwein schenkte, noch meinte. 😊



Freitag, 23. Juni 2023

Hopa, Batumi, Sugdidi - wir haben Georgien erreicht

Von Kars auf 1800 müNN geht es bis Hopa (Meereshöhe) fast nur bergab - und das annähernd ohne Ortsdurchfahrten.



Zwei Städte streift man dabei kurz. Artvin und Borçka. Ansonsten schlängelt sich die Straße über Pässe, an Flüssen und Stauseen entlang und durch enge Täler. Erst kurz vor dem Meer öffnen sich die Berge - spontan erwartet man einen Flugsaurier á la Jurassic Park. 

Hopa hat neben der Schwarzmeer-Küste vor allem eines zu bieten: LKW Stau. Obwohl die Grenze zu Georgien noch knapp 20km entfernt ist, steht auf der rechten Fahrspur ein LKW nach dem anderen.

Nach der üblichen Futtersuche (es reicht jetzt echt mal mit Döner! 😅) waren wir noch zu Fuß in der Stadt unterwegs, als wir von den schwarzen Wolken, die uns schon den ganzen Tag verfolgten, erwischt wurden. Dicke Regentropfen und binnen Minuten stand das Wasser auf der Straße. 
Unsere Sorge galt den Motorrädern - die in einer Tiefgarage standen 🙄 Auch wenn die Garage ansich keinen vertrauenserweckenden Eindruck machte, immerhin blieb es trocken. Aber "schöner Wohnen" ist anders..
Am nächsten Morgen ging es die paar Kilometer bis zur Grenze, dann hier Stempel, da Papiere scannen, da Foto vom Nummernschild, noch ein Stempel, Versicherung... In ca. 1/2 Stunde waren wir in Georgien.

Bis zur Unterkunft in Batumi war es ebenfalls nicht weit, aber der Verkehr nervenaufreibend. Da stehen die Georgier den Türken in nichts nach. Es wird überholt auf Teufel komm raus, egal ob Gegenverkehr, Fußgänger oder Kühe auf der Straße sind. Um dann 100 m später abzubiegen. 😵 

Mit etwas Suchen und der Hilfe eines Taxifahrers (der für uns im Hotel anrief) erreichten wir schließlich das Hotel. Die Motorräder standen - puh. 😅
Das Hotel hat in dem einen Wohntower 2000 Zimmer! Sind alle vier Tower fertig, sollen es 9000 Zimmer sein. Verrückt!
Kann man sich Mal anschauen - aber dann reicht es auch wieder. Und man freut sich wieder auf kleinere Unterkünfte. 😉

Zu Fuß ging es an die Promenade - und zur Futtersuche. Anschließend wurde noch eine georgische SIM besorgt - die uns aber am nächsten Morgen noch zwei Stunden Wartezeit im Handyshop bescherte, bis sie endlich lief.

Neu und alt.. Mc Donalds mit integrierter Tankstelle, dahinter ein altes Wohnhaus.
Nachts erfreute uns das Hotel mit einer Lightshow vor dem Fenster - und die Zimmernachbarn mit einer akustischen Demonstration ihres Liebeslebens. 🤪😅


Heute morgen, wie erwähnt, gingen noch zwei Stunden drauf, bis die SIM endlich funktionierte. Das könnte es weitergehen, rund 150km bis Sugdidi. 

Spektakulär ist dort der Markt, der einem türkischen Basar locker Konkurrenz machen kann. Überall öffnen sich neue Gasse mit allem möglichen, was irgendwer brauchen könnte.
Zum Abschluss gab es noch einen Spaziergang durch den Park und zum Dadiani Palace Museum.