Montag, 21. August 2023

"Prison Break" in Khewra

Der heutige Tag hatte es in sich, auch wenn er erstmal ganz harmlos anfing. Gegen neun packten wir unsere sieben Sachen aufs Motorrad. Bevor wir los konnten, gab es noch ein paar Fotos und Videos, und ein kurzes Interview mit dem neun Jahre alten Anchorman Ali, der auf YouTube einen eigenen Channel hat. 

Nachdem alle Aufnahmen im Kasten waren, konnte es losgehen. Ziel für heute waren die Khewra Salt Mines, die zweitgrößten Salzminen der Welt, wo das berühmte rosa Himalaya Salz abgebaut wird. Eine Strecke von 100 km - das sollte doch wohl kein Problem darstellen. 

Google Maps gab eine Fahrzeit von 3,5 Stunden an - sollte uns das zu denken geben? 🙄🤔

Begleitet wurden wir von Syed und seinen Freunden auf zwei Motorrädern. Anfangs lief es gut, wir kamen flott voran und nutzten die Zeit für ein paar Video- und Fotoaufnahmen. 

Nachdem wir den Jhelum River überquert hatten, wurde die Straße schlagartig schlechter, eine riesige, kilometerlange Baustelle. Diese zog sich mehr oder weniger über 50 km. Kurze Passagen mit Asphalt, aber ansonsten viel Sand und Schotter, zwischendurch auch mal Schlamm. Dazu Temperaturen bis 40 Grad. 


Irgendwann war aber auch dies geschafft, wir erreichten Khewra. Noch 5 Kilometer zu den Salzminen. Da das vorgebuchte Guesthouse direkt an der Strecke lag, war der weitere Plan, Zimmer beziehen, duschen, umziehen und dann die Minen besuchen. 

Die Zufahrt zum Guesthouse war jedoch zum einen zu schmal, um auf den Parkplatz zu fahren, zum anderen sah die Unterkunft auch nicht allzu einladend ein. Was also tun?

Ein paar Meter weiter war eine weitere Unterkunft, offensichtlich mit eingezäuntem Parkplatz. Schon besser. Wir also rein, es wurde für uns ein Zimmer klargemacht, wir schleppten unsere Sachen ins Zimmer - zu diesem Zeitpunkt wollten unsere Freunde eigentlich noch am selben Tag wieder zurückfahren, nach den Salzminen.

Dann nahm das Drama seinen Lauf… Der Besitzer des Hotels meinte plötzlich, er bräuchte eine "Permission" der Polizei, um uns zu beherbergen. Wir erinnern uns? Angeblich seit Lahore sind wir "free". 

Also zusammen mit Syed ca. 1 km bis zur letzten Polizeistation. Dort konnte (wollte?) man uns jedoch nicht helfen und blockte ab. Das müsste in der übergeordneten Polizeistation in 5 km Entfernung entscheiden werden. Also dorthin gefahren - auf verdammt nochmal beschissen Straßen mit 20 Speedbumps, wo das Gespann gefühlt bei jedem zweiten aufsaß. 

Als wir dann in der Polizeistation ankamen, saßen wir erst in einem Büro und man wollte uns nicht weiterhelfen. Ich machte auf erschöpft, Arnim auf stinksauer (okay, war er auch), Syed versuchte zu argumentieren. Man blockte ab. Da wir auch nicht gewillt waren, uns abwimmeln zu lassen, wurden wir eine Zuständigkeitsebene höher geschoben. 

Als wir auch dort nicht weiterkamen, ich denke, es war der Leiter der Dienststelle, und dann noch der Vorschlag kann, wir sollten nach Islamabad (160 km Landstraße, ca. 3,5 Stunden Fahrzeit) weiterziehen, wurde die Diskussion etwas heftiger. Der Polizist wurde laut - DAS kann ich auch. Nur dass ich mehr englische Worte pro Minute schaffe, wenn ich erstmal in Rage bin. 🤣

Er argumentierte mit "for your security" und "to avoid harm", worauf ich ihn erstmal erklärte, dass das wohl das genaue Gegenteil ist, um diese Zeit uns zwei Motorradfahrer nach Islamabad verscheuchen zu wollen. Auf die Frage, warum wir zwei denn mit Motorrädern reisen würden, musste ich auch entsprechend ungehalten reagieren. 😅

Nein, ich war nicht wirklich wütend 🤣 Innerlich war ich ruhig. 

Aber es wirkte, wir bekamen die Erlaubnis, im Hotel zu übernachten, um am nächsten Morgen um neun mit Eskorte rausgebracht zu werden, die Salzminen zu besuchen und dann.. zu verschwinden 🤬

Wir mussten nochmal an der ersten Polizeistation vorbei und warten, um dann von einem Polizisten auf einen 70 ccm Moped und mit MG über der Schulter zum Hotel begleitet zu werden. 

Wir parkten die Motorräder, brachten unsere Sachen aufs Zimmer und wollten nun mit unseren Begleitern noch etwas essen gehen, was unsere mittlerweile eingetroffene zweiköpfige Polizeigarde jedoch verhinderte. Wir könnten uns ja was ordern, müssten aber im Hotel bleiben. 😡

Mittlerweile waren zwei Locals mit Auto eingetroffen, den einen hatten wir vorhin schon an der Polizeistation getroffen. Er weiß, wo es ein Hotel gibt, wo wir keine Probleme hätten. So kam es also zum "Prison Break". Wir packten alles in den Wagen und machten uns auf den Weg zum anderen Hotel. 

Damit hatte die Polizeistation vor Ort "gewonnen", wir hatten die Stadt verlassen (und waren erstmal untergetaucht). 

Unterwegs legten wir einen Stopp an einem Gartenrestaurant ein. Durchatmen! Jetzt erstmal zusammensitzen, was essen, puh. Damit fand der Tag dann doch noch ein versöhnliches Ende.

Nach einem Zwischenstopp in einer Eisfabrik, die einem der Locals gehört, checkten wir nun alle in dem anderen Hotel ein, in dem schon wieder ein Polizist auf uns wartete. 

Für unsere Begleiter aus Mangowal war es mittlerweile  zu spät, um noch zurückzufahren. 

Echt jetzt - allmählich bekommen wir hier doch Verfolgungswahn! 😩

1 Kommentar:

  1. Hallo jetzt wie geht's euch ?
    Schade ich finde nicht gut wenn die Leuten keine respektieren und geben keine Sicherheit und sie schlechte Erfahrungen gehabt. Da in pakistan viel warm kann man zu wie zu dort nicht einfach leben.

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